Es gibt kein zusammen-finden ohne vorher aus-einander gewesen zu sein, kein Wiedersehen ohne Abschied, keinen Kater ohne Rausch, keine Liebe ohne Schmerz.
Einander begegnen eröffnet die Dialektik der Liebe.
Unserer Sprache fehlen die Worte, um das Spektrum der zwischenmenschlichen Interaktionen zu beschreiben und führt uns unpräzise und vorbelastet manchmal in die Irre.
Können wir unsere eigenen Bedürfnisse gleichermaßen wertschätzen, wenn sie auf dem Kontinuum von Anziehung und Abstoßung, Zustimmung und Ablehnung gerade auf dem jeweils zweiteren liegen? Ist die Wertung nicht bereits impliziert?
Wenn meine Gefühle „verletzt“ wurden - hat jemand etwas Unrechtes getan?
Gäbe es einen Weg, „unverletzt“ durchs Leben zu gehen? Was unterscheidet die Aussagen: „Das gefällt mir an dir.“ und: „Das gefällt mir nicht an dir.“?
Antizipierte Affekte und Reaktionen unseres Gegenübers laden uns dazu ein, die eigenen Affekte, Gefühle und Bedürfnisse abzuwerten, zu relativieren oder zu verzerren, diese nicht korrekt zu symbolisieren, in der Symbolisierung gehemmt zu sein.
Was „richtig“ ist, fällt oft schwer zu beurteilen. Für meine Integrität? Für die Schonung anderer? Was ist Mut und was ist Rücksichtslosigkeit? Lässt sich Kritikfähigkeit - Kritik zu üben und annehmen zu können - erlernen?
Auf dem weiten Feld der zwischenmenschlichen Interaktionen wollen wir uns anhand unserer eigenen Erfahrungen sowie praktischen Beispielen mit diesen Fragen auseinandersetzen um unser Verständnis für die jeweils eigenen Bewertungsbedingungen zu erweitern und diese für unsere Arbeit nutzbar zu machen.