Praxis für Psychotherapie - Mag. Lisa Welleschik
   Praxis für Psychotherapie - Mag. Lisa Welleschik                                                                    

 

"Ich kann andere nicht mit ihrem Namen ansprechen"

Hinweis:

Einladung für Betroffene zur Teilnahme an einer Studie von Kolleg*innen an der SFU in Wien im Frühjahr 2023! mehr lesen...

"...es fällt mir sehr schwer, Menschen mit ihrem Namen anzusprechen. Wenn ich es doch mache, ist es mir peinlich und ich werde rot. Es fühlt sich an, als wäre es zu intim. Ich sage immer nur “du, “er”, “sie” oder “man”, um zu vermeiden, den Namen aussprechen zu müssen.“

 

„Ich kann meinen Partner nicht mit seinem Namen ansprechen. Ich nehme es mir so oft vor, dann fühle ich mich immer wieder wie vor einer Prüfung, ich kann es dann doch nicht. Dabei möchte ich es gerne tun, weil ich es schön finde, mit meinem Namen angesprochen zu werden!“

 

„Ich kann meine Schwiegermutter nicht ansprechen. Weder mit ihrem Namen, noch mit sonst einer Bezeichnung. Keine Anrede kommt mir passend vor. Es ist unangenehm, ich muss immer kompliziert herumreden, so wie: „Könnte ich bitte das Salz bekommen?“

 

„Mir kommt es so vor, als würde der Name der Person gehören. Und als hätte ich keine Erlaubnis, ihn zu verwenden.“

 

„Ich finde es zu persönlich, den Namen zu verwenden, als würde ich eine Nähe ausdrücken, die ich nicht habe – oder die mir unangenehm ist, zu zeigen.“

 

„Ich kann meinen Freund nicht mit seinem Namen ansprechen. Auch mit keinem Kosenamen. Wenn ich seine Aufmerksamkeit auf mich lenken möchte, gehe ich zu ihm hin und sage: „Duu…!“  Es ist mir sehr unangenehm, ich wünschte ich könnte ihn mit Namen ansprechen.“

 

„Mein Freund spricht mich nie mit meinem Namen an. Er verwendet meinen Namen nur, wenn er mit jemanden über mich spricht. Ich finde das komisch, dass er mich nie mit meinem Namen anspricht und ich hätte gern, dass er es doch tut.“

Die hier zitierten Personen beschreiben ihre Gefühle dabei, jemanden mit Namen anzusprechen, bzw. jemanden mit Namen ansprechen zu wollen und dies aber nicht zu können. 

 

Es zeigt sich deutlich: Personen mit ihrem Namen anzusprechen, oder mit dem eigenen Namen angesprochen zu werden ist bedeutsam. Es löst Gefühle aus. Es kann schwer fallen. Es kann sich angenehm, oder auch unangenehm anfühlen.

 

Verschiedene Aspekte spielen im Zusammenhang mit der Hemmung, andere Personen mit Namen anzusprechen, eine Rolle: die eigene Identität in der jeweiligen Beziehung, die eigene Fähigkeit zur Abgrenzung, Themen wie Macht und Hierarchie, die Balance zwischen Autonomie und Verbundenheit, etc. Ob, bzw. wie es einem gelingt, Personen mit Namen anzusprechen, kann als wertvoller Hinweis zur Auseinandersetzung mit sich selbst dienen.

 

Die Hemmung, andere nicht mit Namen ansprechen zu können bei sich selbst zu spüren ist nicht angenehm. Scham spielt eine Rolle. Das Gefühl, ein exotisches oder seltsames Problem zu haben, verstärkt die Schwierigkeit, darüber zu sprechen. Dadurch entsteht bei betroffenen Personen der Eindruck, die / der Einzige zu sein (was definitiv nicht der Fall ist)! Die Hemmung kann gut kaschiert werden und muss nicht offensichtlich werden. Namen auszusprechen kann vermieden werden, ohne dass es auffällt. Nichtsdestotrotz kann es betroffenen Personen einiges an Leidensdruck verschaffen, nicht auf die Weise in Kontakt mit anderen treten zu können, wie sie es möchten!

 

Ich befasse mich mit den praktischen und theoretischen Aspekten dieser Thematik der Beziehungsgestaltung, die bisher keine, bzw. kaum Beachtung gefunden hat. Die Erforschung dieser Thematik ist sozusagen Pionierarbeit! Ich lade daher all jene, welche die Hemmung aus eigenem Erleben kennen, herzlich dazu ein, mit ihren Erfahrungen beizutragen und damit an der Erforschung mitzuwirken!

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© Mag. Lisa Welleschik