Praxis für Psychotherapie Mag. Lisa Welleschik
Praxis für Psychotherapie Mag. Lisa Welleschik

Forschung

Alexinomie / Namenssyndrom

Für Betroffene von Alexinomie ist eine Online - Gruppentherapie in Planung. Wenn Sie sich dafür interessieren bitte ich Sie um eine Nachricht per Mail.

"Ich kann Menschen nicht mit Namen ansprechen. Wenn ich es versuche, ist es mir peinlich und ich werde rot. Es fühlt sich an, als wäre es zu intim, den Namen auszusprechen oder als hätte ich irgendwie nicht das Recht dazu. Statt dem Namen sage ich nur "Du!" und hoffe, dass das nicht bemerkt wird..."

 

Geht es Ihnen auch so? Dann sind Sie nicht allein damit! Es ist ein bisher unbekanntes, aber nicht ganz seltenes Phänomen: die Hemmung, andere Personen mit Namen anzusprechen. Es wird daran gearbeitet, das Phänomen Alexinomie (auch Namenssyndrom) weiter zu erforschen. Ein Team von TherapeutInnen und ForscherInnen der Universität Wien und der Sigmund Freud Universität (Wien) arbeiten an einem Forschungsprogramm zum Thema!

 

Weitere Informationen zu Alexinomie unter: 

https://alexinomie.org

Wenn Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen möchten, lade ich herzlich zur facebook gruppe zum Thema ein!

Zitate:

 

"...es fällt mir sehr schwer, Menschen mit ihrem Namen anzusprechen. Wenn ich es doch mache, ist es mir peinlich und ich werde rot. Es fühlt sich an, als wäre es zu intim. Ich sage immer nur “du, “er”, “sie” oder “man”, um zu vermeiden, den Namen aussprechen zu müssen.“

 

„Ich kann meinen Partner nicht mit seinem Namen ansprechen. Ich nehme es mir so oft vor, dann fühle ich mich immer wieder wie vor einer Prüfung, ich kann es dann doch nicht. Dabei möchte ich es gerne tun, weil ich es schön finde, mit meinem Namen angesprochen zu werden!“

 

„Ich kann meine Schwiegermutter nicht ansprechen. Weder mit ihrem Namen, noch mit sonst einer Bezeichnung. Keine Anrede kommt mir passend vor. Es ist unangenehm, ich muss immer kompliziert herumreden, so wie: „Könnte ich bitte das Salz bekommen?“

 

„Mir kommt es so vor, als würde der Name der Person gehören. Und als hätte ich keine Erlaubnis, ihn zu verwenden.“

 

„Ich finde es zu persönlich, den Namen zu verwenden, als würde ich eine Nähe ausdrücken, die ich nicht habe – oder die mir unangenehm ist, zu zeigen.“

 

„Ich kann meinen Freund nicht mit seinem Namen ansprechen. Auch mit keinem Kosenamen. Wenn ich seine Aufmerksamkeit auf mich lenken möchte, gehe ich zu ihm hin und sage: „Duu…!“  Es ist mir sehr unangenehm, ich wünschte ich könnte ihn mit Namen ansprechen.“

 

„Mein Freund spricht mich nie mit meinem Namen an. Er verwendet meinen Namen nur, wenn er mit jemanden über mich spricht. Ich finde das komisch, dass er mich nie mit meinem Namen anspricht und ich hätte gern, dass er es doch tut.“

Die hier zitierten Personen beschreiben ihre Gefühle dabei, jemanden mit Namen anzusprechen, bzw. jemanden mit Namen ansprechen zu wollen und dies aber nicht zu können. 

 

Es zeigt sich deutlich: Personen mit ihrem Namen anzusprechen, oder mit dem eigenen Namen angesprochen zu werden ist bedeutsam. Es löst Gefühle aus. Es kann schwer fallen. Es kann sich angenehm, oder auch unangenehm anfühlen.

 

Verschiedene Aspekte spielen im Zusammenhang mit der Hemmung, andere Personen mit Namen anzusprechen, eine Rolle: die eigene Identität in der jeweiligen Beziehung, die eigene Fähigkeit zur Abgrenzung, Themen wie Macht und Hierarchie, die Balance zwischen Autonomie und Verbundenheit, etc. Ob, bzw. wie es einem gelingt, Personen mit Namen anzusprechen, kann als wertvoller Hinweis zur Auseinandersetzung mit sich selbst dienen.

 

Die Hemmung, andere nicht mit Namen ansprechen zu können bei sich selbst zu spüren ist nicht angenehm. Scham spielt eine Rolle. Das Gefühl, ein exotisches oder seltsames Problem zu haben, verstärkt die Schwierigkeit, darüber zu sprechen. Dadurch entsteht bei betroffenen Personen der Eindruck, die / der Einzige zu sein (was definitiv nicht der Fall ist)! Die Hemmung kann gut kaschiert werden und muss nicht offensichtlich werden. Namen auszusprechen kann vermieden werden, ohne dass es auffällt. Nichtsdestotrotz kann es betroffenen Personen einiges an Leidensdruck verschaffen, nicht auf die Weise in Kontakt mit anderen treten zu können, wie sie es möchten!

 

 

Dein Name

 

Wie gern würd ich Dich beim Namen nennen,

Dich rufen, Dich anerkennen

Dir sagen, dass ich Dich meine

Und es Dir zeigen,

Aber alles, was ich tu, ist schweigen

 

Wie gern würd ich dich beim Namen nennen,

Ihn sanft in dein Ohr flüstern

Oder Ihn Dir mitten ins Gesicht schreien,

Wenn ich wütend bin

Doch ich wag es nicht,

Was, wenn meine Mauer bricht?

Nur wenn ich mal alleine bin

Murmel ich ihn sacht vor mich hin

 

Wie gern würd ich Dich beim Namen nennen,

Doch was, wenn er in

Deinen Ohren komisch klingt?

Was, wenn ich ihn ausspreche

Und viel zu viel Gefühl mitschwingt?

 

Wie gern würd ich Dich beim Namen nennen,

Doch ich bring ihn nicht über meine Lippen

Nicht leise, nein, auch niemals laut,

Weil ich jemand bin, der sich Namen nicht zu sagen traut.

 

(Jael Knauf)

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